Realität + Wahrnehmung

 

Objektive Realität

 



 

Bevor wir beginnen können der bestehenden Realität zu entsagen um sie im selben Augenblick neu erdenken zu können, müssen wir uns der verschiedenen Realitäten bewusst werden, welchen wir tagtäglich ausgesetzt sind. Um dieses meist vom Menschen nicht wahrgenommene Phänomen präzisieren zu können, bietet es sich an den Ursprung in der Extreme zu sichten.

 

Wer oder Was ist Gut oder Böse? Möchten wir Attribute beschreiben die der Einordnung in eben genannte Schubladen dienen, so bedient sich der mündige Bürger im Wirkungsfeld der vorherrschenden Werte und Normen so wie der derzeitigen ethischen Auffassung der Gesellschaft. Der als „böse“ zu betrachtende Mensch tut dies allerdings nicht. Dieser bedient sich optimal einer (nicht-) Moral seines eigenen Wirkungsfeldes und ist dem mündigen Bürger somit einen mächtigen Gedankensprung voraus, oder aber bedient sich aus dem Wirkungsfeld fremder Normen oder Religionen. Der Mensch der als „Gut“ diagnostiziert wird, stammt zwangsläufig aus dem selben Wirkungsfeld wie auch der Betrachter, oder aber tut Dinge die in selbige Kategorie angesiedelt sind.

 

Der „böse“ Mensch hingegen ist bei gleichem Tathergang für die eine Gesellschaft ein schlechter Mensch, kann aber für die andere Gesellschaft ein Held sein. Die Menschliche Geschichte zeugt von Realitätsverschiebungen wie diese.

 

Wer ist also der Beobachter der Situation, um zwischen Gut und Böse zu richten? Wird dahingehend gerichtet, so ist der Ausgang immer Resultat der subjektiven Wahrnehmung des Richtenden.

 

In der Zeit des Heidentums verurteilte Rom bzw. die christliche Gesellschaft, die Tier und Menschenopfer einiger heidnischen Völker. Ein blanker Hohn im Auge des Unparteiischen, so wurden die Heiden von genau jenen verlacht, die Berühmtheit durch Hexenverbrennungen und Kreuzzuge erfuhren.

 

Denkt man an die Christenheit, so kommt man an Martin Luther nicht vorbei. Seine Taten gingen als „Gutes“ in die Menschheits- bzw. Religionsgeschichte ein. Das er unter anderem für die Versklavung der Juden arbeitete, scheint nicht von Belang in der Analyse seiner Gutherzigkeit.

 

Kein Zitat Martin Luthers, allerdings aus seiner Zeit stammend ist folgende Redewendung „Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?“.

 

Erdenkt man sich in der Jetztzeit eine Situation in der eine fremde Person beim Essen und dann auch noch öffentlich zu rülpsen beginnt, so schlagen auch hier unsere „Gut“/“Böse“ Filter Alarm.

 

Was zur seiner Zeit zum guten Ton gehört, muss später oder früher noch lange nicht in die gleiche Schublade fallen.

 



 

Gedankenexperimente wie diese gibt es wie Sand am Meer und ich hoffe es wird meinen Lesern klar wohin die Reise gehen soll.

 

Und aus genau diesen Gründen müssen wir die Wahrnehmung Anderer sowie die Unsere ständig hinterfragen um zu einem zielführenden Ergebnis zu gelangen.

 

Die meisten Streitigkeiten, egal ob unter Freunden, in der Beziehung oder in der Familie, haben ihren Kern in der Diskrepanz zwischen zwei unterschiedlichen, allerdings subjektiv gleichwertigen, sich dennoch widersprechenden Aussagen.

 

Wird über ein Thema debattiert und es entspringen dem Thema zwei Meinungen, dann ist nicht eine der beiden zwingen die Richtige. Das Weltbild der einen ist nicht richtiger als das der anderen Person. Oftmals kristallisiert sich im Laufe des Gespräches, solange es sachlich geführt ist, ein Trend heraus. Sofern das Thema nicht gleichsam der Interpretation rein subjektiver Natur ist, wird früher oder später eine Meinung dominieren. Diese Meinung hat oft die Argumente die es braucht um von Fakten sprechen zu können, Fakten sollten höherrangig sein als Meinungen. Doch auch hier kann sich die Katze in ihren Schwanz beißen, so können selbst Fakten wieder der Auslegung von Ethik, Gesinnung, Gut/Böse unterlegen sein.

 

Begibt sich der Mensch also in kommunikative Auseinandersetzungen mit anderen Menschen, sollte die Subjektivität der Wahrnehmung in Betracht gezogen werden um A: Sein Gegenüber und B: Sich und sein Verhalten, analysieren zu können.

 

In den meisten Fällen tut der der böses tut, in seinen Augen nichts böses.

 

Was für den Einen schlecht ist, ist nicht zwingend für den Anderen schlecht.